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„Oliver Kahns Kopf ist nur ein Lackklumpen“ (DIE WELT online, 06.07.2014)

„Oliver Kahns Kopf ist nur ein Lackklumpen“ Tomi Geier ist der Monsieur Tussaud des Fußballs. Eine schwere Verletzung verhinderte seine Profikarriere, nun baut er per Hand Spieler als Kickerfiguren detailgetreu im Miniaturformat nach.

Angefangen hatte alles mit dem Geburtstag seines Bruders. Tomi Geier kaufte ihm als Geschenk einen Tischkicker, fand die Optik aber nicht angemessen. Der Berliner begann kurzerhand, das Präsent zu verschönern. Er bearbeitete den Tisch ein wenig und fragte sich irgendwann, weshalb er neben dem Spielfeld nicht auch gleich den standardisierten Figuren eine individuelle Note geben sollte.

Fünf Jahre später hortet der 34-Jährige 93 handgearbeitete Kickerfiguren in seiner Schatzkiste. Als solche versteht jedenfalls jeder Fußballfan seinen silbernen „Atomkoffer“, wenn er erstmals einen Blick hineingeworfen hat. In dem üppig ausgepolsterten Gepäckstück lagern etwa acht Weltauswahlen, ergänzt durch eine Handvoll Exoten.

Auf mehreren Etagen warten hier Pelé, Fritz Walter, Franz Beckenbauer oder Bobby Charlton auf ihren Einsatz. Socrates ist Nachbar von Arjen Robben, Oliver Kahn liegt direkt neben Carlos Valderrama, Iniesta zwischen Cristiano Ronaldo, Lothar Matthäus, Lionel Messi und Neymar, keiner ist größer als zehn Zentimeter.

Geier, der seit einigen Jahren in Leipzig lebt, ist so etwas wie der Monsieur Tussaud für Fußballspieler – im Miniaturformat. Die Spieler sind so detailgetreu, dass bei aller Bewunderung auch der humoristische Aspekt nicht zu kurz kommt. Wer die Figur von Philipp Lahm mal neben eine andere gestellt hat, wird sich ein Schmunzeln nicht verkneifen können. Garrincha, Brasiliens Superstar der 1950-er und 1960er-Jahre, muss auch in Geiers Welt mit einem X- und einem O-Bein klarkommen.

„Etwas Bleibendes schaffen“

„Es ist eine Hommage an den Fußball und seine größten Protagonisten. Es gibt einfach Spieler, die sind gottbegnadet. Maradona, Zidane… Ich verstehe meine Arbeit auch als Tribut an diese Ausnahmekönner. Ich will etwas Hochwertiges, etwas Bleibendes schaffen“, sagt Geier, dessen Arbeiten über die Jahre sichtbar an Qualität und Detailtreue zugenommen haben und der mittlerweile auch Bälle aus den verschiedenen Fußballgenerationen fertigt. Drei adäquat präparierte Tische samt Rasenoptik und Flutlicht komplettieren den Fundus.

Wunderschön anzuschauen ist das, doch Diego Forlan, Ronaldinho, Mario Kempes und Johan Cruyff können auch was am Ball. Der Künstler vermietet seine Tische. Eine Weltauswahl gegen die aktuelle deutsche Nationalmannschaft? Brasiliens Allstars gegen eine Europa-Auswahl? Der Kunde bekommt, was er wünscht bzw. wie er aufstellt.

Geiers Tische und Figuren sind in Deutschland schon viel herumgekommen. Siggi Held war der erste Prominente, der die Stangen bedient hat, Oliver Bierhoff, Benedikt Höwedes, Lewis Holtby, Marcel Reif und viele weitere folgten. Mats Hummels hat sogar seine eigene Figur im Dortmund-Dress zu Hause. Geier hält das alles in einem kleinen Büchlein fest. Jeder Termin ist samt Bildern und Autogrammen sorgfältig vermerkt, alle Figuren werden katalogisiert.

Die Tische standen im Auswärtigen Amt in Berlin, bei Michael Ballacks Abschiedsspiel in Leipzig, dienten Werbeaufnahmen als Kulisse, standen auf dem Berliner Fußball-Kurzfilmfestival im Scheinwerferlicht, oder waren Teil einer von Oliver Bierhoff (dem großen, nicht dem kleinen) initiierten Ausstellung in Dortmund. Während der WM in Brasilien tauchen sie auch immer wieder bei der „Welt“ auf – zum Beispiel in den Videos vor den Spielen der deutschen Nationalmannschaft: „Der Kaiser nominiert“.

„Fritz Walter? Nie gehört“

„Ich habe gemerkt, dass ich bei allem künstlerischen Anspruch damit auch Geschichte vermitteln kann“, sagt Geier nicht ohne Stolz. Bei der Ausstellung in Dortmund, deren Schwerpunkt die Bilder einer Fotografin bilden, die mehrere Jahre die deutsche Nationalmannschaft begleitet hat, war sein Tischkicker hoch frequentiert.

„Die Schulklassen und Jugendgruppen haben meistens gar keinen Bock auf die Ausstellung und kommen direkt zum Kicker. Und dann geht es los: „Wer ist das denn? Fritz Walter? Nie gehört. Ach so, Weltmeisterschaft 1954, okay.'“ Geier leistet gern Aufklärungsarbeit. „Geschichtsvermittlung auf spielerische Art und Weise“, nennt er das.

Seine eigene Chronik deutet zunächst ebenfalls eine große Karriere an. Er war ein talentierter Jugendspieler, gehörte zu den besten Berlinern und spielte bei Hertha BSC. Dann, im letzten A-Jugendjahr vor dem Sprung in den Männerbereich verletzte er sich schwer. Mehrfacher Bänderriss im Sprunggelenk, Karriereknick: Verbandsliga statt Bundesliga.

„Ich hatte keine Lobby, und nach der Verletzung war der Zug abgefahren“, sagt Geier, dem die Wehmut noch 16 Jahre später anzumerken ist, „deshalb verstehe ich auch die Brasilianer, die sich vor, während und nach jedem Spiel bekreuzigen. Die wissen eben, dass es noch 200 andere gibt, die ähnlich gut kicken können, aber nicht zur rechten Zeit am richtigen Ort waren.“

In der Miniaturwelt bestimmt nun er, wer spielen darf und wer nicht. Aktuell ist er damit beschäftigt, die letzten Spieler aus dem 23er-WM-Kader von Joachim Löw zu fertigen, nebenbei formt er Diego Maradonna und Jürgen Klinsmann aus dem Jahr 1990.

Eine kreative Ader hatte der Grafik- und Design-Student (Lieblingsspieler: George Best) schon immer. Er malt, fotografiert und dreht Filme, doch die Technik zur Fertigung der Kickerfiguren hat er sich selbst beigebracht. „Ich habe einfach mal ausprobiert, was geht. Und jeder findet das geil. Ich habe wirklich noch nie eine negative Reaktion auf meine Arbeit bekommen“, sagt er.

Drei Tage für das Gesicht

Die Rohfiguren gibt es für ein paar Euro im Einzelhandel, dann beginnt die Arbeit mit Strukturpaste und Acryllack. Der Körper bildet den Anfang, für das Gesicht benötigt er durchschnittlich drei Tage. „Ich taste mich an die Figur heran. Das Gesicht ist eine Quersumme aus vielen Bildern und Fotos“, sagt er, „am einfachsten ist es bei den Spielern, denen ich selbst mal begegnet bin.“ Aber es gebe auch Spieler, die einfach leichter nachzuempfinden seien: „Kahns Kopf zum Beispiel ist für mich nur ein Lackklumpen.“

Wie genau er es nimmt, zeigt seine letzte Bestellung. Für seine Bälle verwendet er Kugeln aus der Medizintechnik. „Runder geht’s nicht“, sagt Tomi Geier. 500 Euro hat er für die 25 Spezialbälle bezahlt.

Natürlich würde er mit seinen Arbeiten (mehr davon auf www.allstarkicker.com) auch gern Geld verdienen, aber wer ihn trifft, lernt einen Künstler und keinen Geschäftsmann kennen. Dennoch: „Mein Ziel ist es, einen Verein oder Verband zu finden, der seine Mannschaft in einer Edition produziert haben möchte. Der Preis ist verhandelbar.“

Sein nächstes Projekt stemmt er auch ohne Auftraggeber. Es wird eine Bronze-Edition von Weltmeistern aus allen Jahrzehnten geben. Natürlich auch mit Garrincha, seiner ganz persönlichen Lieblingsfigur.

Von Lutz Wöckener (DIE WELT online, 06.07.2014)

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